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Notruf: 112

Schlaganfall: Neueste Therapiemethode rettete Tutzinger (57) das Leben!

Ein Freitag im Juli 2021: Hans W. (57) frühstückt und verabschiedet sich wie gewohnt mit einem Kuss von seiner Frau. Er arbeitet als Landschaftsgärtner und hat an diesem Tag einen Auftrag in Weilheim. Seine Frau ist Verwaltungsangestellte und kurze Zeit später auf dem Weg ins Büro. Seit 25 Jahren leben sie zusammen in Bayern, 2017 sind sie nach Tutzing gezogen und sind hier heimisch. Bis zum Abend schien alles normal – bis beide zu Bett gehen.

„Gegen 2 Uhr nachts wache ich plötzlich auf“, erzählt Karin W. „Mein Mann ist unruhig, sitzt auf der Bettkante und versucht immer wieder aufzustehen. Aber seine Beine knicken weg. Ich mache das Licht an und sehe in seine teilnahmslosen Augen.“ Die 48-jährige Tutzingerin handelt geistesgegenwärtig und wählt den Notruf. „Mein Mann hat wahrscheinlich einen Schlaganfall.“

Im Nachhinein sagt Karin W., kam sie noch nie mit Schlaganfallsymptomen in Berührung. „Ich sagte es ganz intuitiv.“ Innerhalb weniger Minuten kam der Notarzt, kurze Zeit später der Krankenwagen. Schnell ging es vom 1. Stock in einem Tutzinger Wohnhaus direkt in den Krankenwagen und ins nahegelegene Benedictus Krankenhaus Tutzing.

Karin W. bleibt die ganze Nacht wach, darf wegen Corona ihren Mann nicht ins Krankenhaus begleiten. „Die Sanitäter sagten mir, wir starten jetzt die ganze Maschinerie der Behandlung und ich solle mich am nächsten Morgen direkt melden“.

Hans W. wird über die Zentrale Notaufnahme eingeliefert. Mittlerweile ist der diensthabende Arzt des Neurozentrums informiert und steht im Schockraum zur Erstbehandlung bereit. Priv.-Doz. Dr. Michael Valet ist leitender Oberarzt: „Nach der multimodalen Computertomografie, der Standardmethode in der Akutdiagnostik des Schlaganfalls, war sofort klar, dass die schwerwiegende Sprachstörung und die hochgradige Halbseitenlähmung auf einen akuten Schlaganfall bei Hans W.  zurückzuführen sind. Ein großes Blutgerinnsel hatte ein Hirngefäß verstopft, sodass wichtige Teile des Gehirns drohten, abzusterben.“ Dr. Valet beschreibt das weitere Vorgehen in dieser Nacht: „Bereits 22 Minuten nach dem Notruf und der Einlieferung wurde mit einer systemischen Lysetherapie begonnen, also dem intravenösen Zuführen des Medikamentes, um das Blutgerinnsel aufzulösen.“

Parallel wurde die katheterbasierte Schlaganfalltherapie eingeleitet. Bei der sogenannten Thrombektomie wird das Blutgerinnsel operativ entfernt. Möglich macht diesen Eingriff  die Kooperation mit der neuroradiologischen Abteilung des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München unter Leitung von Prof. Dr. Claus Zimmer, die es seit 2021 gibt.

Im Rahmen des mobilen Dienstes kommen Spezialisten direkt in die Klinik. Das spart Zeit bis zum Eingriff und für den Patienten den anstrengenden Transport in eine Spezialklinik. Narkoseärzte bereiten den Patienten vor, mit Eintreffen des Neuroradiologen konnte im Fall von Hans W. dann umgehend mit der Behandlung im Herzkatheterlabor begonnen werden.

Der Eingriff gelang ohne Komplikationen und das Blutgerinnsel konnte bei dem jungen Schlaganfallpatienten komplett herausgezogen werden. Als Ursache wurde eine hochgradige Engstelle im Bereich der Halsschlagader festgestellt, welche zur Bildung dieses Blutgerinnsels geführt und sich Richtung Hirn abgelöst hatte. Durch die Einlage eines Carotisstents, bei der die Einengung mittels eines Ballons erweitert wird, konnte die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls nachhaltig behoben werden.

Die Tutzingerin meldet sich am nächsten Tag beim diensthabenden Facharzt. „Mir wurde der Schlaganfall bestätigt und jede Menge Medizinisches erzählt. Ich fühlte mich wie in Trance. Das Wichtigste für mich in diesem Moment war die Aussage: Er lebt!“ Bereits am Nachmittag darf sie ihn auf der Stroke Unit, einer speziellen Behandlungseinheit für akute Schlaganfallpatienten, besuchen. „Er war ansprechbar, erkannte mich, aber er wirkte sehr müde.“ Fortan war nichts mehr im Leben des Paares, wie es vorher war. Jeden Nachmittag besuchte Karin W. ihren Mann, brachte ihm seine persönlichen Sachen, damit er sich heimisch fühlt.

Im Rahmen des sogenannten „Delirmanagements“ sollen Schlaganfallpatienten liebgewordene Sachen wie z. B. Schlafanzug, T-Shirt, Jogginghose, Strümpfe oder auch gewohnte Kosmetikartikel wie z. B. den eigenen Rasierapparat während ihrer stationären Behandlung verwenden. „Dies fördert die individuelle Genesung mit Gewohnheiten aus dem Alltag des Patienten“, so Ulrike Spiegl, Stationsleiterin der Stroke Unit.

Bereits eine Woche später wechselt Hans W. in die stationäre neurologische Frührehabilitation, die sieben Wochen dauern sollte. „Körperlich hatte er keine Einschränkungen“, weiß Karin W. heute zu berichten. „Aber die sprachlichen Störungen waren schon enorm.“ Mühsam und durch regelmäßiges Üben vor allem mit Logopäden brachten jeden Tag Besserung.

Heute ist Hans W. teilweise noch sprachlich gehandicapt. Dazu kommt seine Ungeduld, „insbesondere, wenn er nicht schnell genug die Worte findet, um mir zum Beispiel. etwas zu erzählen“, so Karin W. Der Alltag besteht aus ihrer Büroarbeit und dem hin und her zur ambulanten Rehabilitation in Pasing mit ihrem Mann, die noch einige Wochen dauern wird.

Heute ist das Paar dennoch dankbar und zufrieden. „Dass es uns passieren würde, hätten wir nie gedacht. Umso achtsamer sind wir. Ja, es hat uns sehr viel näher zusammengebracht.“

Priv.-Doz. Dr. Valet: „Im Nachhinein kann man sagen, dass durch den Kathetereingriff der Patient vor den Folgen einer schwerwiegenden lebenslangen körperlichen Behinderung bis hin zum Pflegefall oder gar Tod bewahrt werden konnte. Zwar hat der Patient noch mit Einschränkungen zu kämpfen, wenn es um die schnelle Formulierung von Worten geht, jedoch konnte das Sprachverständnis gerettet werden, was Wesentlich ist, wenn man den Sinn und die Bedeutung der Wörter verstehen will.“

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